Mittwoch, 1. Mai 2013

Probelauf!

perlen2013052507Manchmal hat man einfach Glück. So wie ich! Durch eine Verkettung günstiger Umstände konnte ich mitten in der Woche zwei Tage frei nehmen. Ausgerechnet die zwei Tage mit Sonne satt in einem eher mässigen und verregneten April. So habe ich dann auch die zwei Tage genutzt und mir meinen längst vorgepackten Rucksack geschnappt um eine erste Etappe und einen ersten Testlauf zu absolvieren. Es sollte von Gibswil über die Chrüzegg zum Rickenpass gehen.

Es gab noch einige Probleme mit dem Rucksack. Tatsächlich war dieser so schwer, an die 20 kg, und suboptimal gepackt. So konnte ich diesen einfach nicht alleine auf meinen Rücken hiefen. Nach einem kurzen Anfall von Verzweiflung und einigen Packtipps von meiner Freundin Brigitte sass das schwere Gepäckstück wie angegossen auf meinem Rücken. Um halb Zehn morgens fiel dann endlich das Schloss hinter mir in die Türe. Eigentlich war dies ja so quasi der Beginn meines Trips. Der “grosse, fulminante Start” des Abenteuers fiel überraschend leise und unauffällig aus. Ein Kuss meiner Liebsten mit den besten Wünschen und die Gewissheit dass ich am nächsten Tag bereits schon wieder das warme, kuschlige Bett zu Hause geniessen kann.

perlen2013052402Einerseits wäre ein fulminanter Start mit Pauken und Trompeten ja ganz spannend gewesen. Die Presse, Radio und Fernsehen verfolgen das Geschehen und wollen noch ein letztes Interview vom mutigen Abenteurer vor seiner Reise ins Ungewisse erhaschen. Tausende vom Menschen jubeln dem verrückten zu, der sich zu Fuss bis nach Slowenien durchschlagen will. Familie und Freunde verdrücken sich das eine oder andere Tränchen und winken mit ihren Taschentüchern. Die ersten Kilometer werde ich noch von der Menschenmenge begleitet doch mit jedem Schritt werden es weniger. Plötzlich ist man alleine unterwegs und mit jedem Meter wird der Jubel leiser, bis er endgültig verstummt. Filmreif wär das gewesen! Aber genau auch nur dafür geeignet. So war mir der stille, unspektakuläre Start meiner Reise ganz recht. Und auch die Gewissheit vorerst mal nur eine Nacht im engen Einerzelt verbringen zu müssen.

perlen2013052404Der Rucksack, sofern er erst mal auf meinem Rücken seinen Platz gefunden hat, trägt sich erstaunlich “bequem”. Trotzdem, meine erste Optimierungsmassnahme wird darin bestehen noch das ein oder andere Kilo an Gewicht zu reduzieren. Die neu gekauften Schuhe passten wie angegossen! So war ich mir sicher am Abend meine Füsse nicht mit  Blasenpflastern pflastern zu müssen. Wie auch, ich hätte ja gar keine dabei gehabt! Zweite Optimierungsmassnahme: Eine kleine Reiseapotheke zusammenbasteln. Den ganzen Tag hindurch kamen dann doch noch einige weitere Punkte für die Liste zusammen: Gamaschen damit nicht nicht immer lästige Steinchen den Weg in die Schuhe finden, der Adapter für die micro SD Karte von meiner GoPro Hero 3, mein Einbeinstativ für Filmaufnahmen, den kleinen Blasebalg um den Sensor meiner Kamera von Schmutz zu befreien und und und…

perlen2013052403Eine weitere Erkenntnis lag in der Feststellung wie viel Schnee ende April noch auf 1000-1300 Höhenmetern lag. Am Speer sollen noch bis zu 2 Meter Schnee liegen. Rein theoretisch wäre ich ende Mai in dieser Region unterwegs. Einige Tage später ginge es dann auf über 2500 M.ü.M durch das UNESCO Weltnaturerbe, die Tektonikarena Piz Sardona. Bei bis zu 3 Meter Schnee wohl eher was das ich dann im Oktober nachholen werde… Für solch winterliche Bedingungen bin ich nicht wirklich ausgerüstet und ob ich noch Schneeschuhe und Winterklamotten auf meiner Reise mitschleppen will… Ich weiss nicht… Aktuell sind die Pläne mich den Churfirsten entlang in Richtung Wildhaus hoch zu schlagen. So kann ich die Höhe den Schneeverhältnissen angepasst wählen.

perlen2013052401Meine erste Nacht im Zelt habe ich auf dem Chümmibarren nahe der Chrüzegg verbracht. Wieder mal ist mir ein Milan besonders aufgefallen. Kaum war ich auf dem rund 1300 Meter hohen “Hügel” mit toller Aussicht angekommen, wurde ich von dem prächtigen Vogel genau begutachtet. Er flog bis auf mehrere Meter an mich heran. Danach zog er mit seinen zwei Kollegen weiter. Meine nächste Begegnung mit dem Tier war da in der Nacht, als mir er lautstark zeternd keine paar Meter von meinem Zelt entfernt den wohlverdienten Schlaf raubte. Immer wieder machte er mit seinen kreischenden Schreien auf sich aufmerksam, mal weiter weg, mal näher bei mir. Entweder wurde meine Anwesenheit als Eindringen in sein Revier gewertet oder es lag einfach daran dass (fast) Vollmond war. Nach einer guten halben Stunde war der Spuk vorbei und ich konnte wieder versuchen in meinem recht engen Schlafsack auf der kleinen Luftmatratze im bescheidenen Zelt schlaf zu suchen. Fazit: Für dann und wann mal ne Nacht gewöhnt man sich bestimmt ans Zeltleben. Ein bequemes Bett, und sei es im Massenschlag, in einer Hütte hat aber für mich durchaus auch an Reiz zurückgewonnen. Notiz: Oropax auf keinen Fall vergessen!!!perlen2013052405

Eigentlich wollte ich am nächsten morgen meiner ursprünglichen Streckenplanung folgen und nach Ricken gehen. Da beim Tweralpspitz aber wie so oft militärische Schiessübungen stattfanden entschied ich mich für Wattwil. Mehrmals musste ich noch einige Schneefelder queren. Diese lagen teilweise im Wald und einmal kam ich dadurch sogar ein wenig vom Weg ab. Alles in allem war das fortkommen zuweilen doch noch recht anspruchsvoll. Nach einer gemütlichen Vormittagsrast und Kleiderwäsche am kühlen Brunnen habe ich dann prompt den Abzweig nach Wattwil verpasst. So musste mein Schatz wieder einmal mehr umdisponieren und mich anderorts als in Wattwil abholen. Als kleines Dankeschön habe ich ihr das Mittagessen im Rössli in Krinau spendiert, mein vorläufiges Ziel meiner Tour durch die Alpen.

perlen2013052506In einer nächsten Probeetappe werde ich, meinen ursprünglichen Plänen folgend, in Ricken starten und über den Regulastein her kommend Richtung Wildhaus wandern. Mal schauen wie hoch hinauf mich der Schnee diesmal lässt…

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