Mittwoch, 20. März 2013

Er kam, trank und ...

... flog mit dem Heli in's Tal !?
"Kann man in den Alpen bedenkenlos Wasser aus einem Bach trinken?" Definitiv eine Frage die öfters in den Outdoorforen diskutiert wird. Die korrekte Antwort darauf heisst "Jein". Generell ist das Oberflächenwasser im Hochgebirge recht sauber. Erwischt man aber mal einen der bösen "Käfer" im Wasser, dann endet das Outdoorvergnügen unter Umständen schnell mit einer lebesbedrohlichen Dehydrierung im Krankenhaus. Wie gefährlich oder ungefährlich das Wasser im Gebirge wirklich ist und wie man die Risiken minimieren und das Wasser dann eben doch bedenkenlos aus den Bächen trinken kann, das gibts in diesem Artikel zu lesen.

Munter, ja gar fast schon fröhlich sprudelt das Bergbächlein vor sich hin. Das klare Wasser hüpft unbeschwert von Stein zu Stein. Es gibt doch nichts schöneres als bei einer kleinen Rast an einem heissen Sommertag kurz mal seine Füsse in das kühle Nass zu strecken und sich eine kleine Erfrischung zu gönnen. Aber mal ehrlich, wer von euch würde ohne Bedenken einen kräftige Schlucke aus den frischen Quell trinken? Das Wasser kommt ja direkt aus dem Berg in dem es vielleicht über tausend Jahre filtriert und gereinigt wurde, oder? Fakt ist dass das Wasser, sobald es aus der Quelle an die Erdoberfläche tritt, einer ständigen Kontamination ausgesetzt ist. Fremdstoffe werden aus den umliegenden Wiesen in die Bäche eingetragen und die Keimbelastung des Wassers erhöht sich stetig. Je näher man das Wasser an der Quelle abschöpft, so sauberer muss es also sein. Theoretisch zumindestens. Es spielen aber noch mehr Faktoren eine Rolle. Ein weiterer Punkt ist dass die Quelle nicht unbedingt immer aus dem Gestein tief im Berg entspringt. Es kann durchaus sein dass das Wasser nur vom umliegenden Erdreich abgegeben wird. Dessen Filterleistung ist oftmals sehr gering, weil die Humusschicht im Gebirge meist nur sehr dünn ist. Somit schlägt sich die Belastung des Erdreichs im Quellgebiet, sowie dem Bachlauf entlang, direkt auf die Keimzahl im Wasser nieder. Aber was sind das überhaupt für Keime die uns gefährlich werden könnten?
Herr Dr.Juds vom Gesundheitsamt Garmisch hat einen sehr interessanten Artikel über die Trinkwasserqualität in den Alpen geschrieben. Im Grossen und Ganzen stellt vor allem fäkale Verschmutzung das Hauptproblem der Gewässerverschmutzung in den Bergen dar. Dies können Fäkalien von Tieren sein, meist Kühen, Schafen und anderen Nutztieren, aber auch von Wildtieren und Menschen. Abgesehen von dem Gedanken daran, was da unser klares Bächlein verschmutzt, sind die so eingetragenen Darmbakterien meistens harmlos. Allerdings nur sofern das Individuum, welches die Fäkalien neben unserem Bächlein deponiert hat, auch gesund ist. Unser Körper kann in der Regel mit einer solchen Bakterienbelastung umgehen. Anders sieht es aus wenn das Tier oder der Mensch Krankheitserreger in sich trägt. Diese nehmen wir dann über das Wasser auf und werden selber Krank. Die Liste der möglichen Krankheiten, die auf diesem Wege übertragen werden, liest sich wie ein Horror-Roman. Cholera, Typhus, Hepatitis A oder in den letzten Jahren vermehrt EHEC. Allerdings kommen diese Krankeiten in unseren Breitengraden praktisch kaum vor. Ein Ausnahme bildet da das EHEC, welches von wiederkäuenden Tieren übertragen werden kann, also Kuh, Schaf, Geiss und Wildtiere wie Gemse oder Steinbock. Wenig beruhigend mag da die Tatsache sein dass, sofern es überhaupt zu einer Infektion kommt, es meist nur bei einem üblen Berchdurchfall bleibt. Dieser kann jedoch innerhalb von Stunden zu einer lebensgefährlichen Dehydrierung führen. Dann nämlich, wenn man Flüssigkeit schneller wieder los wird als man sie überhaupt aufnehmen kann. In so einem Fall sollte man schnellstens Hilfe anfordern. Wie diese Geschichte dann endet steht bereits am Anfang dieses Artikels.
So, das waren erst mal die schlechten Nachrichten! Die gute Nachricht ist dass so ein "worst case" nur in seltenen Fällen vorkommt. Gemäss Herr Dr.Juds ist es so dass etwa 1-5% der Menschen Krankheitserreger in sich trägt. Enstprechend in dieser Grössenordnung beläuft sich das Risiko sich etwas einzufangen, wenn einer seine Ausscheidungen im Bach oder an Ufernähe deponiert. Wer sich bis jetzt gefragt hat warum man seine Naturtoilette mindestens 50-100 Meter von Gewässern entfernt errichten soll, der kann sich diese Frage nun selber beantworten ;) Mit dem EHEC oder auch dem Fuchsbandwurm sei es so dass diese Erreger praktisch überall vorkommen, aber bis jetzt keine Krankheitsfälle bekannt sind die klar auf das trinken von verschmutztem Wasser zurückzuführen seien.
Generell kann man sagen dass ein permanentes Risiko sich eine Krankheit durch verschmutztes Trinkwasser einfzufangen vorhanden ist. Dieses ist aber sehr gering. Weiter lässt sich dieses minimieren wenn man sein Wasser nicht gerade aus der dicht bevölkerten Kuhwiese schöpft. Auch tut man sich gut daran den Bachlauf vor dem Wasserschöpfen ein wenig zu erkunden. Vielleicht ist ja ein Tier gleich oberhalb der Schöpfstelle verendet oder das Toilettenpapier des Vorgängers flattert noch munter in der Wiese herum. Weiter minimieren kann man das Risiko wenn man sein Wasser vor dem Trinken behandelt. Abkochen ist da eine gängige Variante. Dabei sollte das Wasser mindestens 10 Minuten sprudelnd gekocht werden. Eine andere einfache und schnelle Metode ist die Behandlung mit UV Licht. Dieses tötet 99% und mehr der häufig vorkommenden Krankeitserreger inerhalb von Minuten. Es gibt z.B. den SteriPen auf dem Markt. Dieser ist handlich und erlaubt einem so eine hohe Sicherheit unterwegs, wenn es um keimarmes Tritinkwasser geht. Giftstoffe und Geruchsstoffe werden von diesem Stick allerdings nicht eliminiert. Da das Wasser in den Bergen aber in der Regel keine chemischen Gifte enthält, kann dieser Faktor vernachlässigt werden. Wer, so wie ich, oft und über einen längeren Zeitraum auf Wasser aus den Bächen und Quellen angewiesen ist, dem kann so ein Stick vielleicht eine unangenehme Erfahrung ersparen. Wer jedoch von Hütte zu Hütte wandert und dort abgepackte oder abgekochte Getränke konsumiert kann ruhig auf so einen Stick verzichten. Den Kaffee vor dem Genuss erst noch mit dem SteriPen zu beleuchten wär ja dann wohl doch ein wenig zuviel des Guten :) Übrigens werden in immer mehr Hütten UV Anlagen installiert um die Trinkwasserqualität zu verbessern.

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